23. September 2016

DIQ: Symposium hat die Straßen in Deutschland zum Thema

Interdisziplinäre Betrachtung des Themas

Von der Historie in die Realität der heutigen Verkehrswege

Demografie und autonomes Fahren als Herausforderung für die Straße

Denkanstöße und Empfehlungen zur Zukunft der Straße

In den vergangenen Jahren hatten die Symposien des Deutschen Instituts für Qualitätsförderung e. V. (DIQ) vor allem die zukünftigen Möglichkeiten des Fahrens und die damit verbundenen Vor- und Nachteile im Fokus. In diesem Jahr lautete das Thema des 6. DIQ-Symposiums am 23. September in der Stadthalle von Weimar „Verkehrswege 2030“. Es ging, wie immer interdisziplinär betrachtet, um die Straßen in Deutschland. Dabei spielte das Thema Historie ebenso eine Rolle wie etwa das Spannungsfeld zwischen der Planung und der Umsetzung von Straßenbauprojekten. Die Leitung des Symposiums hatte wie bisher Professor Dr.-Ing. Peter König von der Hochschule Trier übernommen.

Straßen sind so etwas wie Lebenslinien, sie bringen die Menschen zusammen. Sie dienen der Fortbewegung, dem Transport, einfach nur dem Spaß am Autofahren. Und manche haben sogar Berühmtheit erlangt – nicht immer nur im positiven Sinne. Es ist also von Interesse, dieses interessante Objekt Straße einmal genauer zu betrachten. Die Referenten des 6. DIQ-Symposiums taten dies mit aller Sorgfalt.

Der Präsident des Deutschen Instituts für Qualitätsförderung e. V. (DIQ), Dipl.-Ing. Peter Schuler, wies auf die besondere Bedeutung der Straßen für das Zusammenleben der Menschen hin. Er umriss kurz die Thematik und die zu erwartenden Vorträge der Veranstaltung und wünschte den zahlreichen Zuhörern eine spannende und vor allem informative Veranstaltung.

Eine Hinführung zum Thema kam vom Leiter des DIQ-Symposiums, Professor Dr.-Ing. Peter König von der Hochschule in Trier. Er wies auf die besondere Bedeutung von Straßen oder besser Verkehrswegen für die Menschen hin. Auch die rasante Veränderung der Straßen in unserem Land, bedingt durch viele Einflüsse wie rasant wachsendes Verkehrsaufkommen, aber auch die Nutzung neuer Technologien in den Fahrzeugen waren Thema seiner Einführung.

Via est vita – Straße ist Leben. So begann der Automobil- und Verkehrsjournalist Detlef Krehl aus Essingen seinen Vortrag. Ihm fiel die Aufgabe zu, das Plenum mit einem Blick auf die Historie der Straße auf das Thema einzustimmen. Er begann dann auch seinen Vortrag mit den Transporten von Nahrungsmitteln auf den Trampelpfaden der Steinzeit. Dass die Sumerer um 2.600 vor Christus bereits Straßen kannten und die Römer ein Straßennetz unter dem Namen cursus publicus hatten, erfuhren die Teilnehmer des Symposiums ebenfalls. Und – man glaubt es kaum – dass die Römer diese Straßen mit Steuereinnahmen finanzierten. Auch wurde bereits eine Maut erhoben. Die immer höher werdenden Gebühren sorgten für Unmut und wurden wieder abgeschafft. Immerhin! Die erste mautpflichtige Straße in Deutschland war übrigens die AVUS in Berlin. Sie war auch die erste Autobahn der Welt. Interessant war auch der Ausflug in die frühen Bauweisen der Straßen. Die Probleme und Fortschritte, sei es in Sachen Technik oder Materialien, wurden auch wieder am Beispiel der Berliner AVUS aufgezeigt. Eine kleine Anekdote am Rande: Bei der Freigabe der späteren Autobahn A 555 zwischen Köln und Bonn sagte Konrad Adenauer, damals Oberbürgermeister in Köln: „So werden die Straßen der Zukunft aussehen!“ Eine gewisse Weitsicht konnte man Adenauer ja nie absprechen. Detlef Krehl fand dann schnell den Bogen zum modernen Straßenbau und berichtete von der Technik, mit der die Verkehrswege in die Landschaft eingebaut werden. Das Ende seines Vortrages bildete dann die Bestandsaufnahme des aktuellen Geschehens auf unseren Straßen, von den Bemühungen um die Verkehrssicherheit bis hin zum Thema automatisiertes Fahren.

Dr. Christoph Hecht vom ADAC in München informierte über die Verkehrssicherheit im deutschen Straßennetz. Er nahm eine Einordnung der Verkehrsunfälle in das allgemeine Unfallgeschehen in Deutschland vor. Sie machen zwischen 10 bis 15 % aller tödlichen Unfälle aus, dominiert von den Straßenverkehrsunfällen. Die Bundesanstalt für Straßenwesen hat die Kosten von Verkehrsunfällen etwa für das Jahr 2014 auf rund 33 Mrd. Euro berechnet. Die Verbesserung der Verkehrssicherheit ist kein Selbstläufer mehr. 70 % der Unfälle mit Personenschäden ereignen sich innerorts, so der ADAC. Dagegen gibt es 60 % der Verkehrstoten auf der Landstraße. Auf der Autobahn sind es 6 % der Verletzten und 12 % der Toten. Menschliches Versagen ist laut ADAC bei nahezu jedem Unfall beteiligt. Die Gründe reichen hier von Alkoholeinfluss bis zur Fehlbedienung des Fahrzeuges. Der Fahrer muss sich auf die Straße, die er befährt, einstellen. Diese entsprechen nicht immer dem geforderten Standard. Zur Vermeidung von Unfällen gibt es verschiedene Maßnahmen. Eine intensive Verkehrserziehung, angepasste und überwachte Geschwindig-keit, Übersichtlichkeit und sichere Führung der Verkehrsteilnehmer und die Nutzung neuester Fahrassistenzsysteme können hier Verbesserung bringen. Wichtig wären auch straßenbegleitende Fuß- und Radwege.

Detlef Schumann vom Beratungsunternehmen BridgingIT GmbH aus Mannheim sprach zur Vision des automatisierten Fahrens. Dabei ging er durchaus kritisch mit dem Thema um. Automatisiertes Fahren bedeutet die Abkehr vom Ziel, den Menschen zu einem besseren Autofahrer zu machen, so eine seiner Thesen. Eine neue Methode der Informationsverbreitung mit künstlichen neuronalen Netzen (am neuronalen Netz des menschlichen Gehirns orientierte Netze) ist das Deep Learning. Detlef Schumanns These: Die Grenzen des menschlichen Denkens werden durch Technik überschritten. Somit waren die Voraussetzungen für die Techniken des autonomen Fahrens erklärt. Der Status des autmatisierten Fahrens wird beschrieben am Beispiel Amerika. Seit Februar 2016 erkennt die US-Verkehrssicherheitsbehörde Computer als Autofahrer grundsätzlich an, Einschränkungen inklusive. An vielen Stellen sieht das Regelwerk eindeutig Menschen am Steuer vor, auch muss sich die Bremse per Pedal mit Fuß und Hand bedienen lassen. Für die Straße bedeutet die neue Technik einen drastisch dichteren Verkehr, etwa durch Platooning (Kolonnenfahrt mehrerer Fahrzeuge dicht hintereinander, durch ein technisches System gesteuert) oder aber ungenutzte und rückbaubare Infrastruktur, da es keinen ruhenden Verkehr mehr gibt. Informations- und Kommunikationstechnik, so Detlef Schumann, kommt im Bundeswegeplan 2030 übrigens nicht vor.

Dass der ruhende Verkehr auch zum Thema Straßen und Verkehrswege gehört, bewies Dr.-Ing. habil. Ilja Irmscher von der GIVT, der Gesellschaft für Innovative VerkehrsTechnologien mbH aus Berlin. Er berichtete von automatischen Parksystemen als Potenziale einer innovativen Technologie. Pkws, Lkws, Motorräder, Fahrräder, Pedelecs – als unabhängiges Ingenieur- und Planungsbüro ist die GIVT auf alle Bereiche des ruhenden Verkehrs spezialisiert. Seit fast 25 Jahren werden ganzheitliche Konzepte für Parkräume und Parkierungsanlagen aller Art entwickelt. Die Vorteile des automatischen Parksystems reichen von der Ersparnis an umbauten Raum und bebauter Grundfläche über die weitgehende Substitution der in Bezug auf Kraftstoffverbräuche bei Parkhausfahrten bis hin zur Reduzierung des sogenannten Parkplatzsuchverkehrs. Die Technologie des automatischen Parkens, so Irmscher, erfordert einen spezifischen Umgang von der Planung bis zum Betrieb, um alle Potenziale auszuschöpfen. Automatische Parksysteme funktionieren interdisziplinär, haben Anteile bei Verkehr und Logistik, Maschinen- und Prozesssteuerung, Telematik-Applikationen und Mensch-Maschinen-Schnittstellen – um nur einige zu nennen. Der Gesamtzyklus der Nutzung des automatischen Parkens ist zu evaluieren. Es gilt, die verschiedenen Varianten auch nachhaltig unter den Aspekten der Betriebssicherheit und den Folgekosten zu bewerten. Gemeinsam mit der ADAC-Verkehrstechnik wurde die Zertifizierung für automatische Parksysteme entwickelt. Dabei geht es darum, diese High-End-Technologie des Parkens auch im Sinne der Nutzer zu optimieren. Mit einem umfassenden Katalog auf Benutzerfreundlichkeit und Nachhaltigkeit orientierter Kriterien geht es dabei auch um eine möglichst objektive Bewertung der Qualität, die sich für den Nutzer und Betreiber ganz besonders in einer höchstmöglichen Verfügbarkeit und gleichzeitig auch in einer minimalen Störungshäufigkeit über einen langen Betriebszeitraum darstellt.

Ute Hammer ist Geschäftsführerin des Deutschen Verkehrssicherheitsrates e. V. (DVR) aus Bonn. Sie erläuterte das Konzept Vision Zero, der Vision vom unfallfreien Straßenverkehr, betrachtet unter dem Aspekt der Infrastruktur von Straßen. Ziel ist die schrittweise Schaffung einer Verkehrsumwelt ohne Getötete und Schwerverletzte. Nie auszuschließende menschliche Fehler müssen keine fatalen Konsequenzen haben. Die Straßeninfrastruktur in Deutschland verfügt über große Erfahrung im Bau von sicheren Straßen. Es stehen praxisbewährte Maßnahmen von kostengünstigen und schnell umsetzbaren Maßnahmen bis hin zu umfangreichen Planungen zur Verfügung, die dauerhaft wirken. Hoch sind die Maßnahmenpotenziale bei Landstraßen und Innerortsstraßen, da diese oft nicht den heutigen Baustandards entsprechen. Bei selbsterklärenden Straßen entspricht die Straßengestalt den Erwartungen der Nutzer. Der Fahrer erlebt keine negativen Überraschungen und Gefahrenstellen sind als solche erkennbar. Hervorragend berücksichtigt ist dies in der Richtlinie für die Anlage von Straßen (RAL), die seit 2013 für alle Baumaßnahmen von Landstraßen maßgebend ist. Ergänzend wurde auf die TOP-Maßnahmen des DVR hingewiesen, die seit 2012 auf Grund des Unfallgeschehens Priorität haben. Hervorzuheben sind hier z. B. die Themen Landstraße, Baumunfälle, Motorradunfälle oder Sicherheit an Kreuzungen. Auf dem Weg zur Vision Zero sind im Maßnahmenfeld Straße drei Voraus-setzungen zentral: Die Bereitstellung der notwendigen finanziellen Mittel, die Anwendung des Stands des Wissens und der politische Wille zur Umsetzung der Erkenntnisse.

Dipl.-Ing. Ingo Mlejnek kommt vom Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr. Er beschäftigte sich in seinem Vortrag mit dem Spannungsfeld zwischen der Planung und der Umsetzung von Straßenbauprojekten. Er gab zunächst für das Bundesland Thüringen einen Überblick über die Entwicklung des Straßennetzes ab 1990 und zog dabei für den Istzustand eine positive Bilanz, sowohl Umfang und auch Zustand haben sich zum Vorteil verändert. Der Bundeswegeplan, so Ingo Mlejnek, bildet die Grundlage für die zukünftigen Planungen im Straßenbau. Darin gilt der Grundsatz Erhaltung vor Neubau. Die Thesen von Ingo Mlejnek sind klar. „Verkehrswege 2030“ ist das Motto des DIQ-Symposiums. 2030 ist näher als wir meinen, so Mlejnek. Die Umsetzung des Bundesverkehrswegeplans 2030 erfordert bei Finanzierung, Planung und Bau ab sofort höchste Anstrengungen – durch Bund und Länder! 2030 werden wir ein moderneres, sichereres, komfortableres Netz haben als heute. Das ist ein optimiertes Netz, kein optimales. Für automatisiertes Fahren muss sich das Fahrzeug nach der Straße richten und nicht die Straße nach dem Fahrzeug.

Der Leiter des 6. DIQ-Symposiums, Professor Dr.-Ing. Peter König, zog am Ende der Veranstaltung Bilanz. Er ging noch einmal auf die interdisziplinäre Betrachtung des Themas „Verkehrswege 2030“ ein. Dabei erwähnte er die innovativen Lösungsansätze etwa für die Verkehrssicherheit aber auch die progressiven Bestrebungen, wenn es um den ruhenden Verkehr geht. Dass die moderne Technologie in den Automobilen, Stichwort automatisiertes Fahren, nicht an den Straßen vorbei gehe, habe das Symposium deutlich herausge-arbeitet. Interessant, so Professor Dr.-Ing. König, waren auch die Erfahrungen der Straßenplaner im Spannungsfeld zwischen Erfordernissen, Planungen und der Realisierung. Er sehe viele Empfehlungen und Hinweise an die Verantwortlichen, die vom DIQ-Symposium ausgehen. Sein Dank galt den Referenten für ihre spannenden Vorträge.

Dipl.-Ing. Thomas Koch, der Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Qualitätsförderung e. V. (DIQ) dankte den Referenten und Professor Dr.-Ing. Peter König für die kurzweilige und professionelle Durchführung des Symposiums und den Zuhörern für ihr Interesse. Thomas Koch lud zugleich zum 7. DIQ-Symposium im nächsten Jahr in das pfälzische Frankenthal ein.

Kontaktadressen
6. DIQ-Symposium 23.09.2016 in Weimar

Moderation
„Einführung ins Thema“
Prof. Dr.-Ing. Peter König

Fachbereich Technik/Maschinenbau
Fachhochschule Trier
Schneidershof
54293 Trier
Telefon: +49 651 8103-387
E-Mail: koenig@hochschule-trier.de

Keynote
„Historie der Straße“
Herr Detlef Krehl

Redaktionsbüro Krehl
Spanierstraße 69
76879 Essingen/Pfalz
Telefon: +49 6347 8262
E-Mail: krehl-presse@web.de

1. Vortrag
Verkehrssicherheit im deutschen Straßennetz
Dr. Christoph Hecht


ADAC e. V.
Fachreferent Verkehrssicherheit und Straßenbewertung
Traffic Safety and Road Assessment
Ressort Verkehr – Interessenvertretung (VIN)
Hansastraße 19
80686 München
Telefon: +49 89 7676 5680,
Telefax: +49 89 7676 2598
E-Mail: christoph.hecht@adac.de

2. Vortrag
„Die Vision des automatisierten Fahrens“
Herr Detlef Schumann


Management Consultant
BridgingIT GmbH
Sitz: Mannheim
Geschäftsführer: Dr. Frank Wallner, Klaus Baumgärtner
Telefon: +49 152 56694008
E-Mail: detlef.schumann@bridging-it.de

3. Vortrag
Automatische Parksysteme – Potentiale einer innovativen Technologie
Dr.-Ing. habil. Ilja Irmscher


GIVT Gesellschaft für Innovative VerkehrsTechnologien mbH, Berlin
Geschäftsführer * Managing Director
Planning services for Parking
Pasedagplatz 3-4 / Aufg. A
13088 Berlin
Telefon: +49 30 474998-10
Telefax: +49 30 474998-49
E-Mail: irmscher@givt.de

4. Vortrag
Infrastruktur unter dem Blickwinkel der Vision Zero
Frau Ute Hammer


Deutscher Verkehrssicherheitsrat e. V. (DVR)
Geschäftsführerin
Auguststraße 29
53229 Bonn
Telefon: +49 228 40001-70
Telefax: +49 228 40001-44
E-Mail: UHammer@dvr.de

5. Vortrag
Das Spannungsfeld zwischen Planung und Umsetzung von Straßenbauprojekten
Dipl.-Ing. Ingo Mlejnek


komm. Abteilungsleiter
LANDESAMT FÜR BAU UND VERKEHR IN THÜRINGEN
Abteilung 2 | Straßenerhaltung
Hallesche Straße 15
99085 Erfurt
Telefon: +49 361 57-4135447
Telefax: +49 361 57-4135499
E-Mail: ingo.mlejnek@tlbv.thueringen.de

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